Meine erste Woche in der Reha🧘🏼‍♀️

Hallo ihr Lieben,

mit diesem Beitrag gebe ich euch einen Einblick in die erste Woche meiner Reha-Zeit (neurologische Reha) mit zusätzlichen Informationen und Tipps aus eigener Erfahrung. Es sind schon viele Monate seither vergangen und die Zeit nach der Reha war ziemlich hart. Nun bin ich endlich aus meinem Winterschlaf aufgewacht und ihr könnt euch wieder über regelmäßige Beiträge freuen. Ich freue mich schon riesig drauf!
Ich fand es wunderschön hier- auch wenn es nur knapp 35 km von meinem Zuhause entfernt ist. Die Woche war ein auf und ab der Gefühle. Was alles passiert ist, wie meine Tage so verlaufen sind und was es für Therapien hier gibt, erfährt ihr in dieser Dokumentation. Den Beitrag baue ich wieder in einem Tagebuch-Format auf, so wie mein Beitrag „Erfahrungsbericht Bimax-Operation“.
Danke fürs Reinschauen, für eure Geduld und fürs Lesen! 🙂
Falls es Fragen oder Anmerkungen gibt, könnt ihr mir gerne eine e-Mail schreiben oder unten ein Kommentar hinterlassen.

Tag 1, Montag – der Tag vor der Anreise

Ich war so unglaublich froh, dass der Tag vor der Reha ein Feiertag war. Wahrscheinlich hätte ich mir den Tag dann sowieso frei genommen, wenn es Feiertag gewesen wäre. Denn ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich gewesen bin. Falls ihr kurz vor einer Reha steht, kann ich euch hiermit beruhigen. Die Gefühle, die ihr habt – die Aufregung, die Nervosität, die Angst vor dem Ungewissen – ist bzw. kann alles ganz „normal“ sein. Obwohl das bereits meine dritte Reha gewesen ist, habe ich mich gefühlt, als wäre es meine erste. Lag bestimmt auch daran, dass ich nicht immer in dieselbe Reha gegangen bin, sondern immer in eine andere. Also war diese Reha-Einrichtung wieder komplett neu für mich. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich mir dann immer eine andere Reha ausgesucht habe? Um ehrlich zu sein, wollte ich tatsächlich dort hingehen, wo ich vor ein paar Jahren schon einmal war. Leider betrug die Wartezeit jedoch über 6 Monate- somit hätte ich nochmal einen neuen Antrag stellen müssen. Wäre natürlich schön gewesen nochmal dorthin zugehen, doch eins muss ich euch sagen: Oft ist es eine gute Entscheidung neue Wege zu gehen und sich seinen Gefühlen zu stellen. Die neuen Eindrücke, Erfahrungen, die komplett neue Umgebung und die neuen Möglichkeiten, sind unglaublich toll, machen euch nur noch stärker und ihr könnt immer besser mit diesen Emotionen umgehen. Ihr seid damit nicht alleine 🙂

Tag 2, Dienstag den 30.05

Die Anreise

Geschlafen wie ein Baby habe ich nicht, dafür war ich so aufgeregt wie eins. Mit meinen gefühlt 100 Taschen als Gepäck im Auto und mein Freund als Unterstützung und Fahrer haben wir uns um 08:30 Uhr gemeinsam auf dem Weg zur Reha gemacht. Es ist immer vorgegeben in welchem Zeitfenster die Anreise stattfinden soll. Diese könnt ihr auf eurem Schreiben der Reha-Klinik entnehmen, das ihr per Post ein paar Wochen davor erhaltet. Da das Zeitfenster zwischen 08:30-10:00 Uhr war, lagen wir um 9 Uhr gut in der Zeit. Falls ihr es, z. B. aufgrund langer Anreise, nicht schafft in dieser Zeit einzutreffen, gibt vorher der Reha-Klinik aufjedenfall Bescheid.

Das Anmeldegespräch

Nach Verabschiedung hat mich die Dame von der Rezeption am Empfang bereits zum Anmeldegespräch aufgerufen. Das Gespräch fand in einem Zimmer hinter der Rezeption statt. Nach Abgleich meiner persönlichen Daten habe ich den Zimmerschlüssel und eine Mappe, mit allen wichtigen Informationen, erhalten (diese wird auch die Nachsorge-Mappe genannt). Bei der Dame habe ich mir dann auch eine Trinkflasche für 2 € gekauft, da ich trotz meinen 100 Taschen ausgerechnet meine Trinkflasche vergessen hatte.
Danach habe ich eine Rundführung erhalten und mir wurden die wichtigsten Hot-Spots, wie die verschiedenen Anwendungsabteilungen, den Aufzug und mein eigenes Postfach gezeigt. Das eigene Postfach finde ich super toll. Denn ich liebe es nach Post zu schauen. In euer eigenes Postfach (den Schlüssel habt ihr bei der Anmeldung erhalten) werden wöchentlich eure Therapiepläne (+ täglich, falls sich Änderungen ergeben) reingelegt und ihr könnt Briefe und Pakete von euren liebsten erhalten. Die Pakete werden natürlich nicht in das kleine Postfach gestopft, sondern werden vorne an der Rezeption für euch hinterlegt. Ihr erhaltet jedoch ein kleines Schreiben in euer Postfach mit dem Hinweis, dass ihr das Paket abholen könnt.

Behandlungsplan-für-den-Anreisetag
Das war mein Behandlungsplan für den Anreisetag

Direkt im Anschluss bin ich zum Pflegedienst und habe Fragen zur Erkrankung, zu meinen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmittel beantwortet. Mir wurde der Blutdruck und der Puls gemessen und ich habe den Becher zur Urinabgabe erhalten.
Das alleingelassene Gepäck unten im Eingangsbereich habe ich geholt und in mein neues Zimmer gebracht. Leider habe ich den Gepäckwagen zu spät gesehen, weshalb ich dann mit meinen vielen Taschen zweimal hochgehen musste. Zum Glück gab es einen Fahrstuhl. 🙂

Das Arztgespräch

Um 11 Uhr hatte ich den nächsten Termin – das Kennenlern-Gespräch mit meinem behandelten Arzt, der mich über die Zeit in der Reha begleiten wird. Damit meine ich regelmäßige Termine, damit er weiß wie es läuft und wie es einem geht. Es gibt Sprechzeiten, zu denen ihr ohne Anmeldung kommen könnt, z. B. wenn euch etwas auf dem Herzen liegt oder euch alles zu viel wird. Das Gespräch hat ca. 25 Minuten gedauert. Bei dem Gespräch mit dem Arzt konnte ich auch mit ihm abklären, welche Zusatzverordnungen ich gerne machen würde und welche er für sinnvoll hält. Diese kann ich ohne Termin – je nach dem ob frei ist- alleine in meinen Tag einplanen. Die Möglichkeit finde ich übrigens echt super. Welche Zusatzverordnungen ich verschrieben bekommen habe, könnt ihr weiter unten auf meinem Therapieplan lesen.

Eat-Time

Um 11:45 Uhr haben sich alle „Neuen“ vor der Mensa getroffen. Dort gab es eine kleine Einweisung wie so alles funktioniert und wir wurden gefragt, ob jemand Allergien oder Unverträglichkeiten hat. Punkt 12 Uhr haben sich die Toren zum Buffet geöffnet. Es gab eine Salattheke und Dessert, die ich mir nehmen konnte- und natürlich auch warmes Essen. Ich konnte zwischen Vollkost, LOGI-Kost (Kohlenhydrat-reduziert) und Vegetarische Kost entscheiden. Die Vollkost bekommt man einfach so, für die zwei andere Varianten muss man sich spätestens einen Tag vorher anmelden. Das heißt, wenn ich keinen Appetit auf die Vollkost hatte, kann ich mich einen Tag vorher für eine andere Wahl anmelden. Ein Essensplan hing vor den „Toren“ aus, sodass jederzeit geschaut werden konnte, was es die Woche zu Essen gibt. Ich habe es mir einfach abfotografiert. Neben dem Essensplan stand übrigens auch der Wasserspender, zu dem ich rund um die Uhr meine Flasche auffüllen kann.
Eine wahllose Sitzordnung gibt es hier nicht, denn hier werde ich mit 5 weiteren Personen die nächsten drei Wochen Frühstücken, Mittagessen und Abendessen. An meinem ersten Tag gab es übrigens gebackener Fisch und Kartoffelbei.

Mein erster Abend

Danach lag ich 2 1/2 Stunden in meinem Zimmer, habe die neuen Eindrücke verarbeitet, ferngesehen und geschlafen. Um 15:30 Uhr habe ich die ärztliche Verordnung abgeholt bei meinem behandelten Arzt. Den Abend habe ich mit einem Spaziergang, Abendessen, am Blog schreiben und dem Fernseher ausklingen lassen und gegen 19 Uhr kam der Therapieplan in mein Postfach angeflattert. Da habe ich mich richtig gefreut, weil ich da das erste Mal ein Brief aus meinem eigenen Postfach entnehmen konnte.

Therapieplan für die erste Woche Reha
Therapieplan für die erste Woche Reha

Tag 3, Mittwoch den 31.05

Heute hat der Tag für mich um 06:10 Uhr schon begonnen. Ich musste nüchtern zur Blutabnahme und Urinabgabe. Danach gab es das erste Mal Frühstück in der Reha. Zum Glück hatte ich bis halb 9 Zeit und konnte so meine neuen Sitznachbarn besser kennenlernen, denn am ersten Tag saßen wir erst zu zweit am Tisch, heute schon fast vollzählig.
Von 08:30 Uhr – 09:00 Uhr gab es eine Einweisung zu den Zusatzverordnungen mit einem kleinen Rundgang, bei dem uns gezeigt wurde, wo und wie wir die Zusatzverordnungen durchführen können.
In Sportkleidung ging ich zu meinem nächsten Termin: Krankengymnastik Erstuntersuchung. Danach ging es weiter zum Computertraining und direkt im Anschluss zum EKG. Nach dem Mittagessen (heute gab es Hack mit Bohnen, Reis, Blumenkohl und natürlich Salat) hatte ich die Einführung ins MTT (Training an Geräten), gefolgt von der Neurologischen Untersuchung vom Professor, dem Basenfußbad und als letztes die Koordinationsgruppe.
Was genau bei den unterschiedlichen Therapien gemacht wurde, kläre ich euch in einem anderen Beitrag den ich bald schreiben werde. 🙂

Mittagessen am 1.Tag
mein Mittagessen

Für den Anfang war das ganz schön viel neuer Input und Therapie für mich, weshalb ich mir vor dem Abendessen erst einmal eine Stunde Schlaf gegönnt habe. Mein Abend habe ich ganz entspannt mit einem Spaziergang abgeschlossen. Erst als ich auf dem Zimmer gewesen bin, habe ich gemerkt wie es mir eigentlich ging. Ein paar Trähnchen sind gekullert – das war okay, auch irgendwie selbstverständlich. In der Reha werde ich ja auch durchgehend mit meinen Erkrankungen und „Problemen“ konfrontiert. das ich im Alltag oft einfach auch vergesse. Hier liegt nunmal der Mittelpunkt auf der eigenen Gesundheit.

Tag 4, Donnerstag den 01.06

Heute gab es kein Frühstück für mich – ich war viel zu müde und irgendwie emotional ausgelaugt. Das bin ich so gut wie immer, wenn ich geweint habe.
Mit meinem Bademantel und meinem Sauna-Bikini bin ich zur Hyperthermie. Kurz zur Erklärung: Ihr liegt warm bekleidet auf einer Liege und werdet ganz langsam (innerhalb einer Stunde) in ein künstliches Fieber versetzt. Nach einer halben Stunde ging es mir jedoch schlecht und meine Körpertemperatur schoss auf 39,2 Grad. Deshalb hat die Therapeutin bei mir immer mal wieder Fieber gemessen und ich habe einen Waschlappen auf den Kopf gelegt bekommen.
Erst kurz vor dem Mittagessen durfte ich duschen, sonst hätte diese Therapie kein Sinn, wurde gesagt. Bis dahin habe ich nur in meinem Zimmer geschlafen. Für den Nachmittag hatte ich MTT bereits nach dem Mittagessen abgesagt und konnte somit noch fast 3 Stunden weiter schlafen. Mir war schlecht, schwindlig und echt nicht mehr gut. Somit musste ich nach dem Schlafen ins Schwesternzimmer zur Kontrolle – Blutdruck und Puls war etwas niedrig. Meine Verordnung: ausreichend Wasser trinken, ins Café und einen Kaffee trinken und zu Abendessen.
Ja ihr habt richtig gelesen. In der Reha gibt es ein Café. Und wenn die Sonne scheint, könnt ihr richtig toll in der Sonne sitzen (oder auch im Schatten) und einen Kaffee genießen.
Tatsächlich ging es mir nach dem Schlafen, Kaffee und dem Abendessen wieder gut. Um 16 Uhr ging ich noch zum Einführungsvortrag. Abends war ich wieder so fit, dass ich mich zur Spaziergruppe angeschlossen habe. Ich war so stolz auf mich, weil ich es geschafft habe 3,8 km in zwei Stunden ohne Hilfsmittel spazieren gehen zu können, natürlich mit mit mehreren Pausen – aber ich habe es geschafft. Ihr müsst dazu wissen, dass ich vor der Reha nicht gut und sicher alleine laufen konnte.

langer Spaziergan in der Reha
ein Beweisfoto des Spazierganges 😄

Tag 5, Freitag den 02.06

Zum Frühstück gab es heute leckeres, gesundes Frühstück und ein Glas Orangensaft. Von 08:30 Uhr bis 09:oo Uhr war ich im Computertraining. Danach ein bisschen Wassergymnastik und im Anschluss entspannen auf dem Wasserbett. Der massiert einen mit Wasserdrüsen – und nein ihr werdet da nicht nass :). Fisch und Spinat stand mittags auf dem Speiseplan. Perfekt vor dem Sport, den ich mittags an den Geräten hatte.
Freitag nachmittags gibt es kaum Therapien, da konnte ich als selbst entscheiden, was ich noch für mich mache. Ich habe mich am Nachmittag für einen Affogato Celato entschieden, eins meiner Lieblingsgetränke. Vanilleeis mit Espresso – einfach wundervoll. Ansonsten habe ich im Gesundheitsgarten gechillt und gelesen und abends meine lieben Tischnachbarn bei Phase10 fertig gemacht. Falls ihr das lesen solltet, braucht ihr gar nicht mit dem Kopf schütteln oder anfangen wollen zu diskutieren: ich hab gewonnen! 🙂

mein Lieblingsgetränk im Sommer
mein Lieblingsgetränk im Sommer🌞

Tag 6, Samstag den 03.06

Das Frühstück habe ich absichtlich ausfallen lassen, da ich ausschlafen wollte. Tat echt gut! Gegen 9 Uhr habe ich die Sonne im Gesundheitsgarten genossen und noch etwas gelesen, bevor mein Onkel mich gegen halb 11 besucht hat. Gemeinsam haben wir ein Kaffee getrunken und waren spazieren.

kurze Verschnaufspause
kurze Verschnaufspause

Nach dem Mittagessen bin ich mit meinen zwei lieben Leidensgenossinnen in die Stadt ein Eis essen, quatschen und spazieren. Gegen Abend war ich etwas betrübt und traurig, weshalb ich in meinem Zimmer geblieben bin.

Eis essen
unser Eis🍦

Tag 7, Sonntag den 04.06

Morgens war das Wetter genauso betrübt, wie ich mich auch gefühlt habe. Ich bin mit Kopfschmerzen und körperlicher Schwäche schon aufgewacht.
In der Reha wollte ich anfangen, solche Momente akzeptieren zu lernen. Denn Tage, an denen es mir nicht gut geht (weder körperlich noch seelisch) werde ich etwas wütend und ich kann mir das schlecht durchgehen lassen bzw. mir verzeihen. Am Wochenende sind die Therapieräume leider geschlossen gewesen, deshalb habe ich den ganzen Tag gechillt, gegessen, war im Gesundheitsgarten und lange im Wald spazieren. Im Gesundheitsgarten gibt es Plätze zum Sitzen, zum Liegen und es gibt auch ein Wasser-Tretbecken und ein Barfußpfad. Gerne könnt ihr meinen Beitrag „Barfußpfad mit Polyneuropathie“ lesen. Da erfährt ihr, wie gut sich ein Barfußpfad auf die Gesundheit und auf die Polyneuropathie auswirkt.

am Blog schreiben im Gesundheitsgarten
am Blog schreiben im Gesundheitsgarten

So, jetzt habt ihr einen kleinen Einblick bekommen, wie die erste Woche in der Reha verlief. Was noch alles auf mich zukam, erfahrt ihr schon bald.

Eure Samira

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